Das Werdaer
Zuckermännel
Zum vogtländischen Tannenbaum gehört als heimatlicher
Schmuck das Zuckermännel.
Vorerst waren es Dorf- und auch Stadtbäcker, die berufsmäßig
Zuckermännle als Tannenbaumschmuck herstellten. Es ist erwiesen, dass der Bäcker in Gunzen seine Backformen auch an die Kunden verborgte, dass die Bäckersfrau in Theuma mit
Männlen eigener Herstellung auf die Weihnachtsmärkte zog
und dass in Bäckereien der Stadt Elsterberg Kinder beim Bemalen der Zuckermännle halfen.
Daneben wurde die Zuckermännlebäckerei als weihnachtlich-
volkstümliche Backkunst gepflegt. So buken im Bauerndorf
Gunzen im südlichen Vogtland die Bäuerinnen zur Freude der
Kinder Zuckermännle. Wie schon gesagt, lieh ihnen der Dorfbäcker die Formen. In Werda, das der Mittelpunkt der Zuckermännlebäckerei im Vogtland war und wo heute noch in
zwei Familien daran festgehalten wird, wurden die Zuckermännle nicht wie in Gunzen allenthalben in den Familien gebacken. Hier waren es vor 1900 etwa zehn untereinander verwandte Familien, die vor Weihnachten des Nebenverdienstes wegen, später aber aus Tradition Zuckermännle herstellten
und vertrieben.
Da das Backrezept geheimgehalten wurde, fand der schöne
Brauch des Zuckermännlebackens selbst in Werda keine allgemeine Verbreitung, wenngleich jede Werdaer Familie den Tannenbaum voller Stolz mit dem einheimischen, im gesamten
Vogtland viel und gern gekauften Zuckerwerk schmückte.
Bis nach Tannenbergsthal, Brambach, Plauen und Reichenbach
trugen die Werdaer Zuckermännle-Frauen im Tragkorb ihre
süße Last. In den "Klingenden Tälern" wurde in der Vorweihnachtszeit der "Zuckermännle-August" von alt und jung freudig begrüßt, und auf dem Plauener Weihnachtsmarkt wurden
Werdaer Zuckermännle als "Marzepah" aus großen, mit Blech
ausgeschlagenen Kisten feilgeboten.
Heute ist es kein Geheimnis mehr, dass beim Backen außer
Mehl, Milch, Eiern und Zucker Hirschhornsalz als Treibmittel
Verwendung findet. Es kommt nur auf die richtige Mischung
an.
In den niedrigen Bauern-, Weber- oder Handwerkerstuben in
Werda wurden die Zuckermännle in der Röhre des großen
eisernen Ofens gebacken, danach abgebürstet und von den
Familienangehörigen und Hutzenleuten traditionsgemäß grün
und rot bemalt. Jede Familie hatte eine eigene Art der
Bemalung entwickelt. Nicht selten wurden Zuckermännle, die mit
rotgefärbtem Zucker bestreut waren, noch mit Zuckerguß verziert oder mit allerlei Bildchen und Sprüchen, den sogenannten "Reimlen". beklebt. Die blechernen Ausstechformen stellte
der "Flaschner" her, der Klempner des Dorfes. Die Reihe der
verwendeten Formen ist lang. Voran marschieren Männel,
Weibel und "Pferreiter" - die Zuckermännle im eigentlichen
Sinne -,dann folgen die Haustiere wie Pferd, Katze, Hund,
Schwein, Hahn, Hase, Vogel. Dinge aus dem täglichen Leben
und dem Erfahrungskreis des Menschen schließen sich an:
Stern, Herz, Baum, Brezel, Handkorb, Trompete, Schlüssel,
Tabakspfeife, sogar das alte "Löffelgehäng".
Für alle die genannten Formen gilt der gleiche Name "Zuckermännel". Zum Teil leben in ihnen alte Sinnbilder weiter. Das Menschenpaar - Männel und Weibel -, der Reiter zu Pferde
sowie der Baum verkörpern das Leben schlechthin. Die Brezel
- der Doppelkreis - versinnbildlicht die Wiederkehr der
Sonne, die Sonnenwende. Das Schwein bedeutet Glück, der
Hase Fruchtbarkeit. Der Hahn ist der Künder des Lichtes, des
neuen Jahres.
So sind die Werdaer Zuckermännle mehr als ein einfaches,
buntbemaltes Nasch- und Zuckerwerk. Sie sind ein Erzeugnis
weihnachtlicher Volkskunst und stellen einen sinnvollen heimatlichen Schmuck des Tannenbaumes dar. des schönsten Sinnbildes vogtländischer Waldweihnachten.
Quelle: Friedrich Barthel
Durch die Gemeinde Werda wurde am 30.10.2015 beim Deutschen Patent- und Markenamt die Eintragung der Wort- und Bildmarke „Original Werdaer Zuckermännle“ beantragt, die am 23.03.2016 auch vorgenommen wurde.
Vorangegangen war dieser Überlegung der Gemeinde die Tatsache, dass sich Bernd Holzmüller im Jahr 2005 (FP vom 02.10.2005) die Marke „Original Werdaer Zuckermännle“ hatte auf seinen Namen eintragen lassen.
Zwischenzeitlich war der befristete Markenschutz abgelaufen und die Gemeinde Werda stellte o.g. Antrag, um eventuelle Unstimmigkeiten ähnlich denen aus dem Jahr 2005 nicht wieder aufkommen zu lassen.
Die Bäcker des Adventsgebäcks wurden zwischenzeitlich von der Gemeinde informiert, dass zwar die Gemeinde Werda ein ausschließliches Recht an dieser Marke hat und die Verwendung durch Dritte im geschäftlichen Verkehr nur mit deren Zustimmung möglich ist.
Allerdings hat sich der Gemeinderat dahingehend verständigt, auch künftig die Nutzung der Marke „Original Werdaer Zuckermännle“ zu gestatten, wenn im Gegenzug jährlich in der Vorweihnachtszeit die für das Drehturmfest benötigten Zuckermännle kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Schließlich geht es der Gemeinde um die Fortführung der Tradition der Zuckermännle als DAS Werdaer Original.
Das Lied zum "Werdaer Zuckermännel"